Die Tiroler Adventmärkte sind beliebter denn je. Auch heuer arbeiten wieder unzählige fleißige Helfer daran, den ganz besonderen Zauber der Vorweihnachtszeit für die Besucher aus aller Welt mit Liebe und Hingabe zu gestalten. Zum Beispiel als Engel auf Zeit.
Wenn die Studentin Anita aus Kufstein heuer zum zweiten Mal während der Adventzeit auf der Festung Kufstein in ihr Engelskostüm steigt, um im Engelspostamt gemeinsam mit den Kindern Briefe ans Christkind zu schreiben, dann ist das etwas mehr als ein reiner Studentenjob. „Du siehst die glänzenden Augen der Kinder, die fieberhaft überlegen, was sie auf ihre Wunschliste geben sollen und was vielleicht doch nicht so ein Herzenswunsch ist“, erzählt die junge Studentin, die ihren Weihnachtsjob für keinen anderen tauschen möchte. Täglich wandern im Engelspostamt des Adventmarktes auf der Festung Kufstein rund 150 Wunschzettel ans Christkind, Zeichnungen und vieles mehr in den Postkasten. Ob alle Wünsche dann wirklich in Erfüllung gehen? Das erfahren die Kinder erst am 24. Dezember.
Parla l’italiano?
Nicht nur das Engelspostamt in Kufstein wird in der Vorweihnachtszeit rege frequentiert. In ganz Tirol findet man Adventmärkte, welche die Herzen der Besucher berühren. Eine der häufigsten Fragen an den Weihnachtsständen zwischen Innsbruck und Lienz ist: „Parla l’italiano? – Sprechen Sie Italienisch?“ Denn gerade die südlichen Nachbarn der Tiroler sind vom ursprünglichen Handwerk, den Tiroler Bräuchen und der Weihnachtsstimmung auf den Adventmärkten fasziniert. In Innsbruck sind rund 45 Prozent aller Besucher der Weihnachtsmärkte aus Italien. Allein schon durch ihre Größe und ihre Anzahl haben die Adventmärkte in Innsbruck eine besondere Anziehungskraft auf die Besucher. Insgesamt 180 Stände bieten hier ihre Waren an.
Auf der Festung Kufstein wird das zweite Adventwochenende sogar offiziell zum „Italiener-Wochenende“ erklärt. „Ich kenne viele Standbetreiber, die sich in den vergangenen Jahren ein durchaus passables Italienisch zugelegt haben, was den Verkauf natürlich ankurbelt“, erzählt Emanuel Präauer von der Festung Kufstein mit einem Augenzwinkern.
Um 21 Uhr ist Schluss
Einiges zu erzählen hat auch der Nachtwächter des Lienzer Advents. „Ich bin wohl einer der am meisten fotografierten Mitarbeiter eines Adventmarktes“, lacht Hannes Rohrbacher, der im vergangenen Jahr zum ersten Mal als Nachtwächter im Lienzer Weihnachtstreiben unterwegs war. Rohrbacher schaut nicht nur nach dem Rechten, sondern ist auch Auskunftsperson für alle Fragen der Besucher. Und seine wichtigste Funktion vergisst er nie: Um 21 Uhr beendet er mit einem Rundgang das vorweihnachtliche Treiben.
Kulinarium Advent
Neben dem Einkaufserlebnis gehört zum Besuch der Tiroler Adventmärkte natürlich auch das kulinarische Erlebnis. Klare Nummer Eins unter den beliebtesten kulinarischen Besonderheiten sind die sogenannten „Kiachl“, die im Tiroler Unterland auch als „ausgezogene Nudeln“ bezeichnet werden. Sie werden auf den Adventmärkten entweder mit Sauerkraut oder in der süßen Variante mit Preiselbeer-Marmelade und Staubzucker serviert. „Ganz genaue Zahlen gibt es nicht, aber an den Wochenenden verkaufen wir auf der Festung Kufstein weit über 1000 Kiachl“, meint Emanuel Präauer. „Und davon eindeutig mehr in der süßen Variante. Weihnachten ist eben auch das Fest der Naschkatzen.“
Hunderte Kerzen
Wie viele Kerzen und Feuerstellen schlussendlich den Rattenberger Advent erleuchten, das weiß niemand so wirklich genau. „Ich habe es einmal versucht zu zählen, aber in der Mitte des Marktes dann aufgegeben“, erzählt Anders Linder, jener Tiroler Künstler, der seit mehr als einem Jahrzehnt hinter dem Rattenberger Advent steht. Eine seiner Ideen war es, auf blinkende Lichterketten und Weihnachtsdekoration zu verzichten. Der Rattenberger Advent wird ausschließlich von Kerzen und Feuerstellen beleuchtet, was dem Ganzen eine besonders mystische Stimmung verleiht. „Hunderte Kerzen brennen am Adventmarkt und rund um unsere Feuerstellen versammeln sich die Besucher und wärmen sich im Feuerschein auf“, beschreibt Anders Linder die Stimmung in Rattenberg. Zum Rattenberger Advent gehört übrigens auch ein besonderer Adventwein, ein Geheimrezept nur für diesen Adventmarkt. So viel sei verraten: Südtiroler Vernatsch und Hollunder sind zwei der Zutaten des Rattenberger Adventweins.
Vier Wochenenden als Engel
„Auf einem Adventmarkt zu arbeiten, ist natürlich ein besonderes Erlebnis, aber auch richtig anstrengend“, weiß Engel Anita vom Engelspostamt in Kufstein. Sie ist zwar nur an vier Wochenenden samstags und sonntags die Adjutantin des Christkinds, aber: „Wir öffnen um 11 Uhr und schließen um 18 Uhr, dazwischen hast du aber eigentlich keine Pause. Aber es macht einfach Spaß, Teil der Adventverzauberung zu sein.“
Neues Adventerlebnis
Ein neues Kleinod vorweihnachtlicher Adventstimmung bietet dieses Jahr übrigens St. Anton am Arlberg. Hier wird neben dem traditionellen, kleinen Adventmarkt im Zentrum des Ortes auch der anmutige Freizeitpark rund um das Museum St. Anton in ein Lichtermeer getaucht. Rund um das Museumshaus, das vor 100 Jahren entstanden ist, soll ein Adventmarkt entstehen, bei dem das Staunen, die Tiroler Traditionen und ursprüngliches Handwerk im Vordergrund stehen.